Photographs & Memories

Santa Cruz do Sul, 2. Januar 2024 Diese Pflanze ist mir zum ersten Mal vor zwei,  drei Jahren aufgefallen. Marcelo, der Gärtner, behauptet,  es sei eine Bromelia. Mir scheine, werfe ich ein, für ihn seien so ziemlich alle Pflanzen Bromelias. Er lacht, es gebe  eben viele Arten von Bromelias ... Klar, einem Pflanzenkundler gegenüber würde er sich diese Charakterisierung nicht getrauen ... Eindeutig ein praktischer Mensch! Ich kenne mich mit Pflanzen nicht aus, sie fallen mir erst auf, seit ich sie fotografiere. Mein Bedürfnis, sie benennen zu können, hält sich in Grenzen, ganz im Gegensatz zu meiner Bewunderung für ihre Schönheit.

Im Februar 2021, auf meinem Weg zur Arbeit kam ich jeden Tag an einer blauen Blechwand vorbei, die dazu diente, eine Baustelle zu sichern. Aus dem Boden vor der Wand sprossen Pflanzen aus dem Asphalt, deren Formen sich ständig veränderten und die Schatten, die sie warfen ebenso. Mit der Zeit konnte ich gar nicht mehr anders, als stehenzubleiben, und diese sich stetig verändernde Welt aufzunehmen.  Die Kamera lehrt mich das Sehen ohne Kamera.

Varese,  28 November 2023 Needless to say, this photo could have been taken almost anywhere. Well, it wasn't. Moreover, looking at it brings not only the moment  back where I took it (and quite some others), it also reminds me of the beautiful hotel where I was staying, the walks through town, the  pleasent encounters as well as the return trip across the snow-covered San Bernardino (listening to oldies from the seventies). And, all of a sudden a scene comes to mind that I had almost completely forgotten when thinking of my stay in Varese: I was having an early dinner at the hotel, an elderly couple were the only other guests in the dining room. Abruptly, the lady stormed out calling for help. Her husband sat motionless at the table, as if he were sleeping. The manager appeared and tried to talk to the man who eventually woke up again. It feels surreal when now thinking of this scene. It is also a reminder that photographs not only highlight something but  also block the memory of

Ende September 2019 besuchte ich Ungarn. Mein erster Halt war Györ, wohin ich als nächstes wollte, wusste ich nicht  – ich würde mich von dem leiten lassen, was mir zufiel Welchen Ort Sie mir empfehlen würde, fragte ich die  junge Rezeptionistin im Hotel in Györ. Sie schwärmte von Székesfehérvár, einer Stadt, von der ich noch nie gehört hatte – und so fuhr ich hin Beeindruckende Architektur, schönes Wetter  – ich wanderte durch die Strassen und fotografierte fast ununterbrochen. Dabei kamen auch Aufnahmen zustande, die irgendwo hätten entstehen können  (das sieht  der Besitzer des Posteinwurfs vermutlich nicht so). Mich  erinnern  sie an meine Zeit in  Székesfehérvár.

Santa Cruz do Sul, 24 February 2021 Taking pictures makes me stop. My fascination with what is in front  of me  is such that I often return multiple times each day to the same spot. And, needless to say, what I consider the same spot has by then already changed  – and so have I. Apart from being enchanted by the creativity of nature  – the ones who call  themselves artists pale when compared to the real artist: nature  – I'm equally  delighted to have discovered it. Had it not been for the camera that helps me focus, I'd very probably had continued to go through life without really looking and seeing what is around me.